Zwei Häuser im Wandel der Zeit


Geschichtliches und Wissenswertes zum Schweinfurter Haus und Altem Forsthaus


Am Fuße des Gangolfsberges, wo heute das „Alte Forsthaus“ steht, lag früher der Hof Wermers. Er soll eine Benediktinerprobstei gewesen sein, die von Abt Rabanus Maurus, bereits im 9. Jahrhundert erbaut worden sein soll. Zum Teil wird auch behauptet, das Kloster oder jedenfalls Teile davon haben auf dem Gipfel des Gangolfsberges gestanden.

Mitte Mai, 1525 im Bauernkrieg lagen am Gangolfsberg 4000 aufrührerische Bauern aus der Umgebung und erhoben sich gegen ihre Herren. Sie sollen in der Pfingstwoche dieses Jahres das Kloster am Gangolfsberg zerstört haben. In dem von dem Würzburger Fürstbischof Conrad von Bibra am 1. Juli 1540 angefertigten Verzeichnis wird der Gangolfsberg auch als Propstei erwähnt. Die Wallfahrt dorthin war damals wohl schon stark zurückgegangen.

Am Ende des 15. Jahrhunderts schon finden wir den Hof Wermers, zur Hälfte im Besitz der Herren zu Bastheim zur anderen Hälfte gehörte er den Herren von Heldritt zu Hermershausen. In der folgenden Zeit gelangte der Hof allmählich an die Universität Würzburg die 1671 Alleinbesitzer des Hofes war, der aus 105 Morgen Ackerland, 78 ½ Morgen Rhönfeldern, 1 ½ Morgen Garten- und Krautland, zwei Häusern, Stallungen, Scheunen und Nebengebäuden bestand.

Am 11. Januar 1821 wurden die Gangolfsberger Güter an den bayerischen Staat vertauscht. Von da an war der alte Hof Wermers eine Försterei. Daneben erbaute im Jahre 1900 Freiherr von Schellerer eine kleine Villa, die nach zweimaligem Besitzwechsel 1922 vom damaligen Besitzer Alfred Michaelis an den Rhönklub Zweigverein Schweinfurt überging.

historische Daten entnommen aus „Die Hochrhönstraße“ von Max Mölter

Michaelis hat diese Villa nach dem Namen seiner Frau „Villa Ella“ genannt.
So waren wir also ab 1922 stolze Villenbesitzer und das noch auf historischem Boden.
Obwohl unsere Vorfahren, die Vorstandschaft um den 1. Vorsitzenden Max Schloth, schon ein Haus oben am Steinernen Haus geplant hatten und bauen wollten, wurde dann doch die zum Verkauf anstehende Villa Ella erworben. Nach Umbau, entsprechend den Ansprüchen der Rhönklubfreunde wurde am 25. Juni 1922 Einweihung gefeiert.

Da war was los am Gangolfsberg. Allein aus Schweinfurt reisten 1200 Personen im Sonderzug bis Nordheim an. Hier wurden die Schweinfurter Rhönfreunde empfangen und mit Musik auf dem 2-stündigen Fußmarsch zum Schweinfurter Haus begleitet.

Viele Zweigvereine und der gesamte Hauptvorstand, mit dem Präsidenten Justizrat Dr. Hugo Pfeiffer an der Spitze, waren anwesend. Insgesamt feierten mindestens 3000 Teilnehmer bei herrlichen Sommerwetter dieses Fest.

Nach dieser Einweihungsfeier richteten die Mitglieder und Rhönfreunde ihr Heim ein.
Eule, Zeisig, Rotkehlchen und Kemenate wurden die Schlafzimmer getauft. Selbstverständlich war die Kemenate den Frauen und Kindern vorbehalten.

Ab diesem Tag folgt nun eine chronologische Auflistung der wichtigsten Daten:

1929 Durch den Einsatz von Karl Brückmann - 1. Vorsitzender 1928 und Hausverwalter 1929 - wurde das Haus an den elektrischen Strom angeschlossen. Am Pfingstsamstag erstrahlte zum ersten Male elektrisches Licht in den Räumen des Schweinfurter Hauses.
1930 Die Hausverwaltung übernahm Gottlieb Lehmann.
1933 - 1945 Die Jahre der braunen Diktatur und der Zweite Weltkrieg bringen für unser Haus eine schwere Zeit. Im Haus wurden Lehrgänge abgehalten. Für die Stadt Schweinfurt diente es als Heim für genesende Soldaten.
1947 Wir übernehmen wieder unser Haus. Der erste Vorsitzende Albert Mühlfeld ist rühriger Organisator und Antriebsmotor bei den vielen Instandsetzungsarbeiten und bei der Beschaffung der notwendigen Einrichtungsmobilarien.
Bewirtschaftung - wenn auch anfangs nur für Getränke - wird eingeführt.
Hausverwalter im Jahr 1947 ist Karl Kaufmann.
Ab 1948 übernimmt Vorstand Mühlfeld auch dieses Amt.
1949 Mit Ludwig Traber zieht der erste Hauswart im Schweinfurter Haus ein.
1959 Unter dem Vorsitz von Edmund Leininger und Hausverwalter Fritz Densch, werden die sanitären Anlagen modernisiert.
1965 - 1967 Das Schweinfurter Haus wird aufgestockt und vollständig umgebaut.
Ein zeitgerechtes Wanderheim mit 51 Betten in 17 Zwei- und Mehrbettzimmern entsteht.
1. Vorsitzender in dieser Zeit ist Karl Heinz Link.
Für die Hausverwaltung ist Ludwig Weber verantwortlich.
1975 Großer Wechsel in den verantwortungsvollen Aufgaben.
Der Vorsitz geht von Karlheinz Link an Walter Weimann.
Die Hausverwaltung von Ludwig Weber an Gerhard Beckert.
Besonders erwähnt soll an dieser Stelle aber auch die Frau von Gerhard Beckert werden. Ruth Beckert war bis zu ihrem Tod, im Jahr 2002, gewissermaßen die Seele unserer Häuser. Mit ihrer ruhigen, stets freundlichen Art, hat sie die Zimmervergabe zum Wohle des Vereins aber auch der Übernachtungsgäste geregelt.
1979 Ein denkwürdiges Jahr.
Die Vorstandschaft um 1. Vorsitzenden Walter Weimann und Hausverwalter Gerhard Beckert, beschließt den Erwerb des Forsthauses (ehemals Hof Wermers) vom Bayerischen Staat.
Bis 1982 wird das Forsthaus zu einem modernen Ferienhaus mit 8 Doppelzimmern mit Dusche und WC umgebaut.
1982 Die festliche Einweihung erfolgt am 27.06.1982 mit einem ökumenischen Gottesdienst.
1988 Auch das Schweinfurter Haus wird modernisiert. In den Stockwerken werden Etagenduschen und neue Toilettenanlagen eingebaut.
1995 Ab diesem Jahr ist Gebhard Pape 1. Vorsitzender, Hausverwalter ist weiterhin Gerhard Beckert.
Einbau einer neuen Küche und Neugestaltung des Aufenthaltsraumes im Forsthaus.
1996 Neueinrichtung der Selbstversorgerküche und Renovierung der Übernachtungszimmer im Schweinfurter Haus.
1998 Das Dachgeschoss des Alten Forsthauses wird zu einer Ferienwohnung für max. 6 Personen ausgebaut.
Umweltbewusste Müllentsorgung d.h. Wertstofftrennung und Leasingbettwäsche werden eingeführt.
1999 Das Schweinfurter Haus erhält einen neuen Sanitärtrakt mit der ersten Behinderten-Toilette in einem Rhönklubhaus.
2000 Einweihung mit vielen Ehrengästen durch Pfarrer Roland Breitenbach am 23. Mai 2000.
2001 Trink- und Löschwasserversorgung wird neu erstellt. 3 Zisternen bevorraten nun über 45.000 l Wasser.
1. Vors. Gebhard Pape und Hausverwalter Gerhard Beckert bedanken sich bei Erich Wendel
2002 Vor der Scheune wird ein Festplatz errichtet.
Eine Orientierungstafel, die den Besuchern des Schweinfurter Hauses den Blick ins Land erklärt, wird aufgestellt.
2003 Eine Desinfektions- und Filteranlage nach neuestem technischen Stand sorgt für hygienisch einwandfreies Wasser.
2005 Im Schweinfurter Haus wird eine gastronomisch allen Ansprüchen standhaltenden Wirtschaftsküche eingerichtet.
Am 9. Mai erfolgt in Anwesenheit vieler Ehrengäste die Segnung der Küche durch unseren Pfarrer Roland Breitenbach aus Schweinfurt St. Michael.
2006 Die Gaststätte des Schweinfurter Hauses wird Partnerbetrieb des Biosphärenreservates Rhön. Dies ist die Anerkennung des Wirtspaares Müller/Scherer für bodenständige und heimatnahe Verpflegung mit Produkten aus der Region und das in bester Qualität.
2012 Erneuerung des Daches am Schweinfurter Haus
Neue Fenster für das Schweinfurter Haus und das Alte Forsthaus
Der Rhönklub ZV Schweinfurt unterstützt die Projektarbeit von Rhön Natur e.V.:
Am Schweinfurter Haus wurden durch die Projektpartner Informationstafeln über die Wildkatze errichtet.

Wenn die Häuser reden könnten, würden sie sicherlich noch einiges mehr erzählen, als das war in vorhergehender Auflistung aufgeführt wurde. Aber ganz sicher würden sie sich auch bedanken für die liebevolle Fürsorge, die ihnen in all den Jahren von vielen Mitgliedern im Verein zuteil wurde.

Ganz sicher haben die jeweiligen Vorsitzenden und die Verantwortlichen im Vorstand die Impulse gesetzt, aber zur Ausführung der vielen Neuerungen und Instandhaltungsarbeiten waren viele freiwillige Mithelfer nötig.
Der Rhönklub Zweigverein Schweinfurt ist dankbar, dass er immer auf den Einsatz vieler Mitglieder rechnen konnte und noch heute rechnen kann.

Auch den vielen Hüttenwirtspaaren die, die Häuser und die Gaststätte betreut haben und betreuen, gebührt ein besonderes Wort des Dankes.

Allen Besuchern, allen Gästen wünscht der Rhönklub auch in Zukunft stete einen guten Aufenthalt in seinen Häusern am Gangolfsberg, dass alle hier Erholung und Stärkung finden und hoffentlich gerne wieder kehren.

Gebhard Pape
Josefine Friedrich